Eine handlungswissenschaftliche Untersuchung gesellschaftlicher Ordnung
Die Österreichische Nationalökonomie, deren Vertreter unter anderem Friedrich August von Hayek unser Namenspatron ist, unterscheidet sich in wesentlichen Teilen von anderen ökonomischen Traditionen, wie dem Keynesianismus, Monetarismus, der Historischen Schule, ganz zu schweigen vom Marxismus.
Deutlich tritt dies zutage bei den ökonomischen Grundsätzen und Methoden. Aber auch innerhalb der Österreichischen Schule gibt es Differenzen.
Sichtbar wird das an der Person Ludwig von Mises. Er begreift die Ökonomik eher als Wissenschaft der Logik denn der Naturwissenschaften. Entsprechend unterscheidet er auch zwischen der Praxeologie (Logik des Handelns) und der Empirie.
Er sieht die Ökonomik als eine a priori Wissenschaft, deren Lehrsätze logisch und präzise begründbar sind. Die Praxeologie setzt Axiome, während andere Ökonomen die Ökonomik als empirische Wissenschaft sehen, deren Grundsätze als Hypothesen entwickelt werden die wiederum falsifiziert oder verifiziert werden müssen. Der Prozess der Überprüfung ist ein fortlaufender, nie enden wollender Vorgang.
Die Vertreter des Empirismus, und dazu gehören die allermeisten Ökonomen, halten die Praxeologie für unwissenschaftlich und dogmatisch.
Lehrsätze wie den des abnehmenden Grenznutzen, Zeitpräferenztheorie des Zinses oder die Konjunkturzyklustheorie setzt Mises als Axiome an, während die anderen Ökonomen sie nur solange als korrekt ansehen, bis sie widerlegt worden sind.
Dabei war auch Ludwig von Mises zu seiner Zeit nicht alleine mit seiner Theorie, allerdings war er der erste der dieser einen Namen gab, nämlich Praxeologie, und sie wissenschaftlich begründete.
Carl Menger, Friedrich von Wieser, Eugen von Böhm Barwerk – sie wiesen ebenfalls daraufhin, dass die Ökonomik als Wissenschaft der „letzten Begründung“ gelten könnte – also ebenfalls ohne die Notwendigkeit der dauernden Überprüfung. Damit sprachen sie sich indirekt gegen den Empirismus aus.
Was veranlasste Mises dazu, sich von der klassischen Theorie abzuwenden, die die Ökonomik eher parallel zum Feld der Naturwissenschaften ansah und deswegen die Empirie als Grundlage erhob?
Ludwig von Mises bezweifelte, dass menschliches Handeln alleine durch Empirie begründet ist. Er nahm an dass es unabänderliche Grundsätze im menschlichen Handeln geben müsse.
Beispiele:
Wenn zwei Personen einen freiwilligen Tauschakt vornehmen, müssen beide davon ausgehen dass jeder einen Vorteil daraus zieht. Dazu im Gegensatz: wenn ein Tauschakt nicht freiwillig erfolgt, profitiert die eine Person auf Kosten der anderen.
Wenn die Geldmenge erhöht wird, während die Nachfrage nach Geld stabil bleibt, wird die Kaufkraft des Geldes sinken.
Müssen diese Lehrsätze einer fortlaufenden Überprüfung standhalten oder kann man sie als gegeben betrachten? Nein! Denn es ist offensichtlich, dass ein Tausch freiwillig nur dann zustande kommt, wenn sich jede Partei einen Vorteil davon verspricht.
Und diese Grundsätze, Axiome, können auch bei anderen menschlichen Handlungen gefunden, bzw. angewendet werden.
Ergo, ist die Wissenschaft des menschlichen Handelns grundlegend für die Ökonomik.
EINFÜHRUNGSWORTE VON CHRISTOPHE LÜTTMANN ZUM VORTRAG VON DR. JUR. ANDREAS TIEDTKE
Dr. Andreas Tiedtke ist Rechtsanwalt und Geschäftsführer eines Immobilien-Projektberatungsunternehmens. Er promovierte 2004 im Bereich des Europarechts mit der Schrift „Demokratie in der Europäischen Union – Eine Untersuchung der demokratischen Legitimation des europäischen Integrationsprozesses“. Seine berufliche Laufbahn begann er bei der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG in der Steuerabteilung. Einige Jahre später leitete er über mehr als 10 Jahre ein Bauträgerunternehmen. Zudem ist er als Stadtrat und Kreisrat im Nürnberger Land aktiv, Mitglied im Aufsichtsrat der Stadtwerke, der Verbandsversammlung der Sparkasse Nürnberg und weiteren Gremien.
Andreas Tiedtke ist seit der Gründung Fördermitglied des Ludwig von Mises Instituts Deutschland, für das er auch als Autor tätig ist. Er publizierte unter misesde.org bereits zahlreiche Aufsätze, unter anderem auch die Aufsätze „Sind Sie bereit für die Rote Pille?“ und „Der Nachweis eines menschengemachten Klimawandels ist nicht erbracht“, die zu den meistgelesenen Aufsätzen des Portals gehören, ins Englische übersetzt wurden und auch bei anderen Portalen erschienen.
Zur Zeit arbeitet er an dem Buch „Menschliches Zusammenleben – eine handlungswissenschaftliche Untersuchung gesellschaftlicher Organisation“. Es soll nach Möglichkeit in 2018 erscheinen.
Leseempfehlung zum Thema Praxeologie:
Hans-Hermann Hoppe, Ökonomik als Wissenschaft und die Methode der Österreichischen Schule
Im folgenden der Podcast und die Videoaufzeichnung der Veranstaltung










