Dr. Titus Gebel hat eine Vision: wie kann man eine Stadt realisieren in der die Gesellschaft keinen staatlichen Zwängen unterworfen ist? Ist das eine libertäre Utopie oder gibt es eine Möglichkeit diese Vision umzusetzen?

Damit eine solche Stadt funktioniert und nicht in einem Chaos endet müssen Regeln existieren die jeder Bürger zu berücksichtigen hat. Also doch Zwang?

Nach seinen Ausführungen handelt es sich um einen Privat-Vertrag, den beide Parteien – also die Bürger auf der einen Seite und der städtische Vertragspartner auf der anderen Seite – einzuhalten haben.

Hier können gewisse Parallelen zum bestehenden staatlichen Gesellschaftsmodell gesehen werden. Die Differenzen bestehen u.a. darin, dass der Bürger selbstverständlich den Rechtsweg beschreiten kann wenn ein Teil des Vertrages nicht oder nur ungenügend eingehalten wird. Prinzipiell hat dies ein Bürger heute auch, allerdings gibt es viele Bereiche in denen der Bürger der Macht des Staates relativ schutzlos ausgeliefert ist.

Jeder kennt aus seinem Bereich Petitionen, Volksentscheide, etc. die letztlich ins Leere liefen. Wir kennen genügend Beispiele wo der Staat ziemlich offen geltendes Recht gebrochen hat – ohne Konsequenzen.

Dies soll so in einer freien und privaten Stadt gerade nicht möglich sein. Denn beide Seiten haben sich an den Vertrag den sie geschlossen haben zu halten – pacta sunt servanda!

Eine, bzw. mehrere private Organisationen bieten zu einem gewissen Preis eine Dienstleistung an, die der Bürger nachfragen kann. Elementar sind sicherlich die Bereiche Recht und Ordnung, Sicherheit, Infrastruktur. Alle weiteren Bereiche wie Gesundheit, Altersvorsorge, Absicherung gegen diverse Lebensrisiken, usw. müssen die Bürger in Eigenregie absichern oder gehen ins Risiko.

Die Elementarbereiche werden durch Investoren / Organisationen zuvor aufgebaut und zur Verfügung gestellt; vor allem die Infrastruktur. Diese kalkulieren einen Preis bei dem sie gewinnbringend agieren. Dr. Gebel geht davon aus, dass 1.000€ / Jahr und Kopf ausreichen müssten. Ein Klacks gegen die exorbitante Belastung die ein Durchschnittsverdiener via Steuern pro Jahr zu zahlen hat.

Gebel ist gelernter Staatsrechtler und hat daher zahlreiche Möglichkeiten untersucht wie der Bereich Judikative ausgeübt werden könnte. Er verweist auf das bestehende internationale Rechts und auch Schiedsgerichte. Das Recht des Territorialstaats, welcher einen Teil seines Hoheitsgebietes freigibt, wird ebenso zumindest minimal zu berücksichtigen sein.

Im ersten Moment scheint es sich um eine wunderbare freie Welt zu handeln, in der hauptsächlich Reiche ihr Glück suchen könnten. Doch weit gefehlt, denn Ziel einer solchen Stadt ist es der gesamten Gesellschaftsschicht eine neue Perspektive zu geben. Aus seiner Erfahrung aus Monaco weiß Dr. Gebel, dass die Arbeiter niedriger Einkommen sehr viel lieber in dem Fürstenstaat arbeiten, als im großen Nachbarland Frankreich. Grund hierfür sind nicht die Löhne, sondern die Abgaben welche in Monaco minimal bis gar nicht anfallen, während sie im Hochsteuerland Frankreich entsprechend happig ausfallen. Und es liegt auf der Hand wo jemand lieber lebt und arbeitet, wenn der eine ihm viel vom Brutto lässt und der andere ihm viel vom Brutto nimmt.

Fazit: das Modell einer Freien Privaten Stadt ist kein anarchistisches, utopistisches Gesellschaftsmodell, sondern eine völlig neue Entwicklung mit echten Zukunftschancen. Je mehr solcher Städte weltweit realisiert werden, desto größer ihr kompetitiver Effekt auf die Nationen.

Hier ist der Link zur Druckausgabe seines Buches „Freie Privatstädte: Mehr Wettbewerb im wichtigsten Markt der Welt.

Nachtrag (15.08.2018):
Mittlerweile hat Dr. Titus Gebel ein Buch zum Thema „Free Private Cities“ herausgebracht: