Michael Ladwig, Controller und Finanzbuchhalter und vor allem bekennender „Misesianer“, ging in seinem sehr detaillreichem Vortrag der Frage nach wie sich Herrschaftssystem gegenüber dem beherrschten Volk legitimieren.

Zurückgehend auf das Neolithikum ergab sich in der Phase der ersten Ackerwirtschaft eine Teilung in a) Bauern und b) Jägern / Hirten. Während die Bauern an ihre Scholle gebunden blieben, waren die Jäger und Hirten ungebunden. Diese lokale Ungebundeheit und die Erfahrungen im Kampf mit der Natur führte dazu, dass die Jäger / Hirten die Bauern zu beherrschen suchten. Die unterlegenen Bauern mussten sich in ihr Schicksal fügen, wenn sie nicht ihr Land verlieren oder in den Tod gehen wollten. Sie zahlten einen Tribut an die Jäger; im Gegenzug schützten diese sie vor anderen Jägern und später auch gegen andere Bauern. Ein erstes Herrschaftsmodell war geboren; aus diesem entwickelte sich die Kriegerkaste die wiederum der Stamm der Aristokratie wurde. Die Akzeptanz der Obrigkeit wurde legitimiert durch Schutz und Vermittlung; bei Gegenweht drohte Gewalt.

Nach Einzug der Religion in die Staatsgeschäfte wurden die Priester zu einer weiteren, wesentlichen Stütze der Herrscher. So kam zur kriegerischen noch die göttliche Macht hinzu. Die Einwohner des Herrschaftsgebietes würden kaum gegen eine Gottheit oder durch einen Gott eingesetzte Person aufbegehren; was das regieren vereinfachte. Dieses Gesellschaftsmodell blieb im Prinzip – natürlich mit vielen Revolten und Kriegen – bestehen bis zur Zeit der Aufklärung.

Die Säkularisation, also die Trennung der Religion vom Staat, entfernte die Legitimierung durch die Religion und führte zum Problem dass eine neue Begründung für die Beherrschung gefunden werden musste. Glücklicherweise, für die Herrscher, hatte sich bereits im späten Mittelalter eine gewisse Bürokratie mit einem quasi unantastbaren Beamtenapparat aufgebaut. Es war diese Bürokratie die die Aufgabe der Religion übernahm und bis in die Moderne dramatisch anwuchs.

Der wahre Herrscher eines Staates ist von daher nicht eine Person oder eine Partei, sondern vielmehr ein ameisenhaftes System von undruchdringlichen Gesetzen, Klauseln, Ausnahmen und Regeln, die kaum noch einer versteht. Die Bürokratie hat den Staatsapparat okkupiert; selbst gewählte Staatsoberhäupter unterliegen ihr. Zur Abwehr von ungebührlichen Anfragen der Bürger reicht das Zitat eines Gesetzes. Und wenn sich doch eine Revolution im Volke rühren sollte, dann wendet sie sich in der Regel gegen den aktuellen Herrscher, die Partei aber nicht gegen die Bürokratie.

Michael Ladwig bewies seine These, auf die schon Ludwig von Mises in seinem Werk „Bürokratie“ hinwies, durch die Auflistung einiger Grundrechte, die im Deutschen Grundgesetz niedergeschrieben sind und die wir üblicherweise als „unantastbar“ annehmen. Viele dieser Grundrechte, wie die Meinungsfreiheit, die Versammlungsfreiheit, Eigentum usw. gelten nur so lange, bis ein Gesetz (sic!) das Grundrecht einschränkt. Die Bürger leben in einer scheinbaren Rechtswelt, die in Wahrheit aber der Willkür des Gesetzgebers unterliegt. Der Gesetzgeber, also das Parlament, folgt dabei dem bereits herrschenden Gesetz.

Eine Befreiung aus dieser Umklammerung sieht Michael Ladwig zum Beispiel in der Kryptowährung. Damit könnte sich der Bürger aus dem Fiat System, Grundlage für Steuern und Abgaben, befreien. Und weitere Ideen seien schon entworfen und könnten zeitnah Einzug in unser Leben finden. Dieser Hoffnung schlossen sich die Teilnehmer des Abends an.